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Keine Frauen-EM in der FußballkneipeIst der Fußball der Frauen wirklich immer noch nicht weiter?

Unsere Autorin freut sich darauf, in der Fußballkneipe ein EM-Spiel zu schauen. Doch dann muss sie ernüchternd feststellen: der Bildschirm bleibt aus.

Nein, das ist nicht das Public Viewing zur Frauen EM Foto: Kaveh Rostamkhani

M anchmal denke ich: Warum reden wir eigentlich immer noch ständig über die Anerkennung von Frauenfußball? Es ist doch mittlerweile eigentlich echt voll fine. Es ist doch nicht mehr wie vor zehn Jahren, als Bundesligaspielerinnen noch einen Minijoblohn bekommen haben. Oder wie vor 15, als mich Mitschüler noch ausgelacht haben, wenn ich sie in der großen Pause gefragt habe, ob ich mitspielen darf. Ne, heute ist es besser.

Bundesligaspiele kann man im Fernsehen gucken, Fußballerinnen werden nicht mehr als Mannsweiber verunglimpft, sondern gelten auch mal als richtig hot. Dass manche von ihnen miteinander verheiratet sind, gibt zwar Klatschschlagzeilen, aber keine Pfiffe, und erfolgreiche Männerfußballvereine ohne echte Frauenabteilung sind zur Randerscheinung geworden.

Ja, eigentlich läuft es doch voll gut beim Frauenfußball, denke ich zufrieden. Wie schön, dass sich so viel getan hat. Jetzt können wir einfach Spiele gucken oder selbst spielen, ohne das Gefühl zu haben, allein durch unsere bloße Existenz als Fußballerin schon einen feministischen Akt auszuüben.

Und jetzt eine EM, der nur die lahme Klub WM der Männer Konkurrenz macht, die eh niemanden juckt. Die Flachbildschirmfernseher in den Kneipen sind uns sicher. Optimistisch und beschwingt betrete ich Donnerstagabend (Spanien gegen Portugal) den Schankraum eines Vereinsheims in Berlin Gesundbrunnen und bekomme dann leider doch die Realität in die Fresse.

„Oh nee, Frauenfußball jetzt, oder was?“

An der Theke stehen drei Männer, einer hinter, zwei vor der Bar, jeder mit einem Bier. Die Fernseher, auf denen in solchen Läden eigentlich immer was läuft, und seien es Spiele der dritten finnländische Liga, sind aus. Ich habe gar keine Zeit, etwas zu sagen – der Typ hinter der Bar sieht mich gleich, als ich reinkomme und stöhnt: „Oh nee, Frauenfußball jetzt, oder was?“

Kurz ärgere ich mich, dass er mich so schnell durchschaut. Frau plus Fußballkneipe = die will Frauenfußball gucken. Traurig, dass die Gleichung für ihn aufgeht. Den Wirt hat wohl noch nie ein Mann gebeten, die Übertragung eines Frauenkicks zu starten. „Ja, wieso nicht?“, frage ich.

„Ich ertrage das wirklich nicht, das kann ich mir nicht angucken, wie die dem Ball hinterherlaufen, so langsam und …“ Ich gehe. Das mit der Anerkennung und Sichtbarkeit ist leider doch immer noch ein Ding. Ich seufze.

Aber na ja, denke ich, davon haben wir uns ja wohl noch nie kleinkriegen lassen.

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Marie Gogoll
Volontärin
Aufgewachsen in Duisburg, Psychologiestudium in Bremen, danach Journalismus in Dortmund und Sevilla. Schreibt seit 2020 für taz Nord & Sport, jetzt Volontärin im Sportressort.
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4 Kommentare

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  • Ich hätte ja vielleicht noch eine zweite kneipe versucht oder mit dem typen hinter der Bar diskutiert.



    Wenn da mur zwei Gäste waren, hätten Sie nur an seinen Umsatz appellieren müssen. Wenn man damit Geld verdient ist Frauenfußball nämlich doch nicht so schlecht, deswegen machen das ja auch die großen Vereine.

  • und?

    Biste wieder gegangen oder haste es durchgezogen?

  • Mit nörgelnden alten Knochen, die vielleicht noch ihre eigene Biografie sportgeschichtlich aufwerten wollen, wäre das auch nicht vergnügungssteuerpflichtig geworden und sich das Ganze gemeinsam schön trinken, das ist keine gute Option.



    Wer zahlt, hat recht ist wirklich keine Volksweisheit.

  • Baby - keep cool! Wo is bitte das Problem?

    Mehr Weiber vorn Tresen - die Peitsche - 📺



    Und die Männäs was mit der anderen - oder gleich auf‘s über’s Maul •

    So geht das. But



    Volkers 💋 Kinder die nix wollen - Kriegen auch



    Nix • also macht hinne - wa 🥅 ⚽️ 🥅